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Computer kaufen…

Wer mich gut genug kennt, weiss, dass ich kein sonderlicher Hardware-Freund bin. Laut Murphy funktioniert sie nicht wenn man sie braucht. 8-) Mittlerweile hab ich doch schon einiges an neuen und gebrauchten Computer gekauft. Nicht nur für mich, vor allem für Freunde und Bekannte – auch bekannt als das Arschkrebssyndrom. 100%ig hat es einfach nicht immer geklappt, deshalb möchte ich hier mal festhalten, mit welchen Stolpersteinen man rechnen soll und worauf man meiner Meinung nach achten sollte.

Die erste Grundregel: beim Einkaufen defensiv verhalten. Als passiver Käufer (“ah, da hat jemand grad ein Angebot das mir passen würde”) kann man auf Angebote reagieren, als aktiv Suchender muss man immer erst mal runterhandeln und agieren. Wenn jemand was von “biete mir $ANGEBOT+10 Euro und du kannst den Rechner noch heute haben!!!1!” faselt: vergiss es. Das ist ein Angebot das man nicht haben möchte. Einfach immer skeptisch sein und sich auf den Instinkt verlassen. Am Besten eine Nacht darüber schlafen, egal wie verlockend das Angebot ist. Laut Murphy kommt sowieso immer gleich nachdem man was gekauft hat ein noch besseres Angebot hinterher.

Beim Preis die Meinung von anderen Leuten einholen, und zwar unabhängig voneinander. “Wie viel würdest du für $HW zahlen?” Und auch mal mit Webseiten wie Geizhals.at abgleichen. Auch darauf achten was die Nachfolgeversion von $HW aktuell wert ist.

Wenn man dann das zu kaufende Teil vor sich hat: unbedingt anschauen, zumindest wenn es Gebrauchtware ist. Niemals, never ever, auf keinen Fall die Katze im Sack kaufen, zumindest wenn man den Verkäufer nicht wirklich gut kennt und das Produkt nicht versiegelt ist. Wenn man den Verkäufer nicht persönlich kennt am Besten auch noch eine 3. Person mitnehmen, Zeugen schaden nie – vor allem wenn es um Bereiche von über 100 Euro geht.

Beim Anschauen gehe ich dann in etwa so vor (folgendes ist grundsätzlich auf gebrauchte Komplettsysteme ausgelegt, bei Einzelkomponenten bzw. Neukauf bitte dementsprechend mitdenken ;-)):

1.) grml-CD rein + booten. Wenn das nicht out-of-the-box funktioniert werde ich skeptisch, sehr skeptisch.

2.) Funktioniert die Hardware wie gewünscht? Zumindest das Grundlegende? ‘cat /proc/cpuinfo’ für die CPU (ist da auch wirklich ein 2GHz-Prozi drin?), alsamixer und mp3blaster /usr/share/grml/effect.ogg’ ‘für Sound, ‘ping tugraz.at’ für Netzwerk, ‘grml-x $WINDOWMANAGER” für Grafikkarte und Monitor, lsmod und lspci einmal zur allgemeinen Übersicht. Jedes Teil das nicht out-of-the-box erkannt wurde stinkt entweder nach brutal neu (bei einem Gebrauchtkauf?), sehr speziell (da muss man halt mal Hand anlegen) oder seeeehr abartig (möchte man sowas wirklich haben?).

3.) Monitorcheck: bei LCDs/TFTs auf eventuelle Pixelfehler achten (bei weissem Hintergrund, auch Testprogramme wie lcdtest nutzen!). Wie schnell wird das Bild aufgebaut? Was ist die maximale Auflösung? Gibt es einen DVI-Eingang? Wann wurde der Monitor eigentlich produziert und wie alt ist er laut Angabe des Verkäufers?

4.) Festplatte(n) checken: ‘smartctl -a /dev/hdX’ unbedingt anschauen. Egal wie oft ein Verkäufer beteuert das System ist in Ordnung, oft fehlt das Knowhow um solche Probleme offenzulegen. Wichtig ist ein “SMART overall-health self-assessment test result: PASSED” und ein Reallocated_Sector_Ct mit Wert 0. Da merkt man anhand von Werten wie Start_Stop_Count und Power_On_Minutes auch gleich wie lange der Rechner (oder zumindest die Festplatte) schon im Einsatz war. ‘hdparm -I /dev/hdX’ – ist der passende [U]DMA-Modus aktiv? ‘hdparm -tT /dev/hdX’ – gute Werte?

5.) Sind Lüfter im System eingebaut die das System (Festplatte(n), passive Grafikkarte, Motherboard,…) geschützt haben? Lief die Festplatte vielleicht immer mit >=50 Grad? Ist die CPU mit einem passenden Lüfter ausgestattet? Wie sind die Temperaturwerte (sensors, mbmon, /proc/acpi/thermal_zone/THRM/temperature,..) – auch unter Belastung (cpuburn, stress) noch ok?

6.) Grafikkarte: nutzt sie vielleicht Shared-Memory und zieht damit Speicher vom RAM? Wenn ja: Vorsicht – Billig[st]system. Gibt es einen DVI-Anschluss passend für den Monitor?

7.) Sind alle relevanten Kabel (Stromkabel, VGA/DVI, Soundkarte,…), Schrauben (Gehäuse, Steckkarten,…), Treiber-CDs (vor allem für exotischere Hardware u.U. nicht unwichtig) und weiteres Zubehör vorhanden?

8.) Gibt es noch Rechnung(en) bzw. Garantiescheine?

9.) Und zum Schluss einen “Snapshot” vom System aufbewahren. Ich verwende dafür ‘sitar.pl –format=html –outfile=$(date +%y%m%d).html’, ‘smartctl -a /dev/hdX > smartctl.$(date +%y%m%d)’ und ‘sudo grml-hwinfo’. grml-hwinfo schmeisst mir eine Datei info.tar.bz2 raus, in der sind allerlei Informationen rund ums System. Dann alles auf einen USB-Stick/Diskette/Webserver sichern und schon hab ich eine erste Dokumentation des Systems.

Hab ich noch was vergessen?

4 Responses to “Computer kaufen…”

  1. Viper Says:

    Hallo,

    mich würde mal interessieren was Reallocated_Sector_Ct ist. Habe den Test mal bei mir gemacht und kriege bei allen Festplatten einen Wert von 50-200 bei Reallocated_Sector_Ct.

    Gruß Viper

  2. mika Says:

    > mich würde mal interessieren was Reallocated_Sector_Ct ist. Habe den
    > Test mal bei mir gemacht und kriege bei allen Festplatten einen Wert
    > von 50-200 bei Reallocated_Sector_Ct.

    Das sind Sektoren die neu zugeteilt wurden, bei meinen privaten Platten sind das bis auf eine Ausnahme mit einem Wert von 129 durchwegs Nullen. Die Interpretation der SMART-Werte ist leider wirklich nicht primitiv, am Besten legt man sich da statistische Daten an und beobachtet den Langzeittrend einer Platte. Das ist meistens weitaus hilfreicher als der RAW-Wert einer Platte (der mangels Herstellerspezifikation oft mal nicht richtig geeicht ist). Vor ca. 2 Monaten war BTW in einer c’t mal ein sehr brauchbarer Artikel zu dem Thema.

  3. Stefan Says:

    Bei dem Aufwand lohnt sich imho schon das selberbauen, das was man fertig bekommt ist von den Marken (Compaq/HP/Dell) her zu teuer und die aktuellen Barebones sind oft besser verarbeitet oder abgestimmt als der Kram den man den Schraubern (Chilligreen) bekommt.

  4. Michael Prokop Says:

    > Bei dem Aufwand lohnt sich IMHO schon das selberbauen, das was man
    > fertig bekommt ist von den Marken (Compaq/HP/Dell) her zu teuer und
    > die aktuellen Barebones sind oft besser verarbeitet oder abgestimmt
    > als der Kram den man den Schraubern (Chilligreen) bekommt.

    Grundsätzlich ACK. Aber Selberbauen ist leider nicht immer drin. Angefangen von der Hardwaresuche (was passt mit welcher HW gut zusammen, tut es mit Linux ordentlich?), über den Einkauf (15 Teile bei 5 versch. Händlern [teils online] kaufen, wann hab ich dann alles beisammen?) bis hin dazu, dass man dann selbst mehrere Stunden mit dem Zusammenbauen beschäftigt ist. Und das Ganze dann oft noch vollkommen unbezahlt oder zumindest schlecht bezahlt. Ich hab das schon öfters gemacht, mittlerweile fehlt mir aber in 90% der Fälle einfach die Zeit dafür.