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Die grml-Benutzerumfrage

Am 28.01.2007 habe ich eine grml-Userbefragung ausgeschrieben. Am 9. Juni habe ich dann die Evaluierung abgeschlossen und Mails an alle Teilnehmer geschickt. Die detaillierte Auswertung zur grml-Benutzerumfrage findet man im grml-Wiki. Warum ich das jetzt eigentlich schreibe? Weil es eine sehr interessante Erfahrung war. Aber mal von Anfang an….

Die erste Version von grml gab es im Oktober 2004. Wie man so schön sagt, ist seither viel Wasser die Mur runtergeflossen. :) Ich habe in dieser Zeit viele (sowohl positive als auch negative) Erfahrungen gewonnen. Aber: bewegt sich grml eigentlich in die richtige Richtung? Wie sehen die Benutzer das? Was wünschen sich die grml-Benutzer für die Zukunft eigentlich? Ich wollte mal die Welt aus der Sicht eines Anwenders sehen und meinen Elfenbeinturm als Entwickler ein bisschen auf die Seite schieben.

phpsurvey hatte ich sogar schon installiert, aber: ich habe mich für den Weg der Benutzerumfrage via Mail entschieden. Denn der Aufwand mit der Lösung via Mail ist höher (sowohl für die Teilnehmer als auch für mich!), und damit erhoffte ich mir im Schnitt bessere Antworten. Und besonders wichtig: ich habe als Zeitrahmen den Start- und Endpunkt genau zwischen 2 stabilen grml-Versionen angesetzt. Warum? So wollte ich besonders jene Leute erreichen, die sich auch abseits von Release-Announcements für grml interessieren – also der Zielgruppe von grml möglichst stark entsprechen. Und das Resultat sollte mir rechtgeben: 103 Personen haben den Aufwand nicht gescheut und mir den Fragebogen ausgefüllt gemailt. Mit teilweise sehr interessanten Erkenntnissen:

  • Auffällig war, dass unser Zielpublikum keineswegs nur Debian-Anwender sind. Der Großteil kommt zwar durchaus aus der Debian-Ecke, aber es waren auch viele Solaris, Gentoo, Ubuntu, Mac OS und Windows-User dabei. Auch Anwender von i5/OS, z/OS, BSD, CentOS und SuSE sind dabei.
  • Die Wahl, einen 64-Bit-Port von grml zu machen war richtig: eine 64-bittige Version von grml war der am häufigsten genannte Feature-Request.
  • Es gab einige sehr nette Ideen, die ich in das Bug Tracking System von grml eingepflegt oder sogar gleich noch für grml 1.0 implementiert habe. (Zum Beispiel finde ich apwal auf die rechte Maustaste in fvwm-crystal gelegt absolut spitze!)
  • Details wie “welche Tools sind eigentlicher weniger bekannt, welche verwendet fast jeder” kamen an den Tag. Oder auch, an welcher Stelle die Dokumentation noch verbessert gehört. Ebenso, dass sehr viele Leute das Booten von grml via USB probieren wollen (diejenigen die das schon verwenden, wollen das gar nicht mehr hergeben ;-)) – wir sollten da wohl mal mit grml bootfähig ausgestattete USB-Sticks auf Events anbieten.
  • Sehr interessant waren viele Antworten auf die Frage: “If you want to see grml more widely used, what do you think we could do to make this happen?” Viele Leute wollen nämlich gar keine größere Publicity für grml, sondern möchten, dass der Fokus wie schon bisher einfach auf Systemadministratoren/Texttoolanwendern bleibt. Viele äusserten die Meinung, dass in jenem Moment, in dem man den Markt erweitern möchte auch eine andere Benutzerschicht an Board geholt wird, und damit bewegt sich auch das Produkt in eine andere (ungewünschte) Richtung. War eine sehr interessante Erfahrung, dass das nicht nur Entwickler, sondern auch Anwender so sehen.
  • Lest euch mal durch, was die Antworten aufWhat is your favourite user documentation for any software projects or products you have used?” sind. Lernt davon.

Zum Aufwand: für mich waren das ca. 30 Stunden Arbeit. Das inkludiert die Planung der Fragen, das Evaluieren der Antworten, die quantitative Auswertung dieser sowie das Einpflegen von Wünschen in das Bug Tracking System. Und schließlich die insgesamt 103 Mails an die Teilnehmer. War es denn den Aufwand wert? JA! Ich würde das sofort wieder machen. Bei manchen Mails kribbelt es einfach und man bekommt Gänsehaut vor lauter netten Worten. Ego++, Ideen++ und Motivation++. Danke!

Empfehlung: wenn ihr ein Software-Projekt betreut, dann fragt doch mal bei euren Anwendern genauer nach. Ihr werdet ziemlich sicher auf Sachen stoßen, deren ihr euch bisher noch nicht bewusst wart. Ihr werdet auch zwischen den Zeilen wertvolle Informationen finden, so offensichtlich manche Antworten auch ausfallen mögen.

Tipp: den Fragebogen gut planen. Ihr wollt ja aus den Fragen was gewinnen. Auch unbedingt mal (egal ob per Mail oder Webformular) mit 3-5 Testpersonen durchspielen. Manche Fragen werden einfach nicht klar genug formuliert sein. Vermeidet unbedingt Akronyme/Abkürzungen und und auch entwicklerspezifische Formulierungen.

2 Responses to “Die grml-Benutzerumfrage”

  1. Pharao Says:

    >wir sollten da wohl mal mit grml bootfähig
    >ausgestattete USB-Sticks auf Events anbieten.
    Ein Installationsservice auf einem mitgebrachten USB-Stick wäre evtl. sinnvoller, da man es auf Garantie wieder niemand recht macht, wenn mann 1GB Sticks hat, weil der eine ein 4er, der nächste ein 8GB Stick will und irgendwer kommt auf die Idee “warum geht das nicht auf dem 128MB Stick?”

    Aber grundsätzlich sehr gute Idee.

  2. mika Says:

    @Pharao: ja, das haben wir (inoffiziell) sowieso immer gemacht. :) Wir werden das aber natürlich in Zukunft auch offiziell (as in: ankündigen und darauf hinweisen) machen. Danke für den Hinweis!

    mfg,
    -mika-